Monika Schlerkmann

  • ohne Titel, 2016, Aquarell, ca. 20 x 18 cm
  • ohne Titel, 2016, Aquarell, ca. 20 x 18 cm

Monika Schlerkmann malt und zeichnet seit langem. Am Anfang standen realistische Zeichnungen, Portrait- und Aktstudien. Dann verschwand das Figürliche aus ihren Bildern. Feine Farb- und Papierschichten verdichteten sich zu Aussagen über Raum und Rhythmus, Fläche und Form, mit Oberflächen, die glatt oder rau, transparent oder opak waren. Lange standen im Mittelpunkt geometrischen Strenge, asketische Reduktion auf orthogonale Formen, fast monochrome Flächen; erzählende Details waren selten. Aber Monika Schlerkmann suchte immer nach Spiel-Räumen für Zufall und Spontaneität. Und die hat sie sich zunehmend erobert. Heute sind ihre Bilder lebendiger, poetischer denn je. Fernab dekorativer Buntheit haben sie begonnen zu erzählen: von Leben und Werden, vom Schweben und Schwimmen, vom Träumen und Erinnern: Bild gewordene Fabeln und Geschichten, Anklänge an Kinderlieder. Dazu tragen malerische Elemente bei, farbige Felder, wässrige oder schwammige Gründe, die an Borke, Sandiges, Humus, an Wurzeln und Keimen erinnern. Nahe am Wasser, an Pfützen und dunkelnden Teichen, wo Schlingpflanzen und anderes wuchern. Oft verschwindet der Horizont, manchmal taucht Kostbares auf: Purpur, Gold oder Silber, merkwürdige Spuren, Disparates, Erinnertes: Linien hinterlassene Spuren, sind nicht Kante, sondern Aktions-Spur von Feder, Stift oder Pinsel. Lebendiges ist unterwegs, Figürchen, Kobolde und Mischwesen, Plankton, Pantoffeltiere, Seepferdchen oder Korallen, Seegurken und submarine Wesen. Alles ganz beiläufig, lakonisch präsentiert. Kurz nach dem Auftauchen, kurz vorm Verschwinden. Pulsierend und glitzernd. Monika Schlerkmanns Arbeiten wirken wie Tagebuch-Eintragung, hingeschrieben wie Notizen, aber mit poetischen Hintergedanken.

 

Es geht um Eindrücke, Erlebnisse, Ängste, auch Verstörungen und Unruhe, Sorge, Schlaflosigkeit – so entstehen Bilder des Übergangs: Das Boot des Fährmanns, die Leiter des Clowns, die Krone der Königin, der Fisch als Vorfahr im wässrigen Reich, die Schlange als „Guter Feind“, ambivalent, fremd und doch sehr weise. Monika Schlerkmann ist en Weg aus der Strenge in die Vielfalt des Gleich-Gültigen gegangen, ein langer Weg, der noch nicht zu Ende ist, ziellos, aber nicht orientierungslos, sondern frei. Monika Schlerkmann gleicht einer Jägerin und Sammlerin. Sie macht lebendige Beute, die Wurzeln schlägt und austreibt, sich vervielfältigt und gedeiht auf ihren Bildern, wie in Aquarien, auf farbigen Feldern. Viel bleibt im Gedächtnis haften, hilft meditieren. Aus Subjekten und Gegenständen werden verzauberte Weggefährten, Mitreisende beim Aufbrechen und Los-Gehen, stets neu, voller Sehnsucht, ein Balancieren ohne Netz, ein Segeln im Wind, ein Suchen - immer auf dem Weg nach Hause.

Rainer B. Schossig

 

www.monika-schlerkmann.de