Nachruf auf Ehrenmitglied Prof. Siegrid Ernst

25.03.2022

am vergangenen Sonntag, den 20.März 2022, ist die herausragende Künstlerin Prof. Siegrid Ernst-Meister im Alter von 93 Jahren verstorben. Damit nimmt unser Verband Abschied von einem langjährigen Ehrenmitglied, einer jahrzehntelang aktiven, überaus kompetenten Fachbeirätin der GEDOK und unserer Weggenossin im Auftrage der weiblichen Künste. Wir gedenken Siegrid in tiefer Dankbarkeit für ihr musikalisches und emanzipatorisches Werk.

 

Einsatz für die Gleichberechtigung

Mit ihrem musikalischen Wirken hat Siegrid Ernst als eine der ersten Frauen im Fach Komposition für zeitgenössische Musik national und international Gehör gefunden. Neben ihrer Passion für experimentelle Komposition hat sie sich intensiv der Gleichberechtigung von Frauen gewidmet: So war sie 1978 Mitgründerin des Internationalen Arbeitskreises „Frau und Musik“, dessen Vorsitzende sie von 1980 bis 1993 war. 1980 begleitete sie die Entstehung des „International Congress on Woman in Musicin New York und richtete dieses Festival mit Konzerten und Vorträgen 1988 in Bremen aus. 

Bürgermeister und Kultursenator Dr. Andreas Bovenschulte würdigte ihr Schaffen für die weibliche Musikwelt„Sie gehört […] zu den Vorreiterinnen einer Bewegung, die die Bedeutung der Frau in der Musik zum Thema machte, und der heute nicht nur die Kenntnis über eine Vielzahl von Komponistinnen früherer Jahrhunderte zu verdanken ist, sondern auch die Zunahme weiblichen Komponierens sowie den allgemeinen Aufschwung für Frauen in Orchestern, am Pult, an den Hochschulen und im Musikmanagement. Die seit dieser Zeit zutage geförderten Werke von Komponistinnen finden mehr und mehr Eingang in die Konzertprogramme und in die Repertoires an Schulen und Hochschulen.“

 

Wirken im Künstlerinnenverband Bremen, GEDOK

Seit nahezu 40 Jahren engagierte sich Siegrid Ernst im Künstlerinnenverband GEDOK, Bremen. Als der Verband noch in den Anfängen stand, setzte sie sich unermüdlich als Fachbeirätin im Verein und darüber hinaus in diversen Gremien für die Belange von Künstlerinnen ein. Dabei war ihr eine Verknüpfung der künstlerischen Disziplinen besonders wichtig: Sie initiierte eine Vielzahl von interdisziplinären Projekten, die die bildenden Künste mit musikalischen Darbietungen verbanden. Außerdem gewann sie unermüdlich neue Mitglieder für den Verband und war besonders interessiert an zeitgenössischen, experimentellen Positionen - Eine diplomatische Zeitgeistin auf der Suche nach künstlerisch Gewagtem und politisch Relevantem.

Wir sind dankbar für die gemeinsame Zeit und widmen ihr unser stilles Gedenken und unsere Hochachtung für ihr Lebenswerk.